Ein Beruf für die Zukunft – KindergartenassistentIn und HortassistentIn werden

Franziska Riegler

„Das Schöne an der Arbeit mit Kindern ist, dass man sie über einen langen Zeitraum in ihrer Entwicklung begleitet. Man sieht zum Beispiel, wie die Eigenverantwortung vor allem bei den ganz jungen Kindern langsam wächst. Das kann sehr bereichernd sein“, erzählt Franziska Riegler. Die Elementar- und Sozialpädagogin arbeitet seit vielen Jahren mit Kindern. 2003 begann sie damit, ihr pädagogisches Wissen auch an andere weiter zu geben. Beim Institut EWI ist sie seit über zwei Jahren als Trainerin für angehende Kindergarten- und HortassistentInnen zuständig und bereitet Lerngruppen auf die praktische Tätigkeit vor. 

Das Institut EWI setzt auf moderne Pädagogik

„Die Ausbildung am Institut EWI orientiert sich stark am österreichischen Bildungsplan“, erklärt Riegler. Dieser gilt seit 2009 für alle Bundesländer und beinhaltet, dass Kindern Partizipation und Demokratie vermittelt wird. Menschen, die mit Kindern arbeiten, sollten daher dazu beitragen, dass diese sich später zu eigenständig denkenden und handelnden Erwachsenen entwickeln. Dafür brauche es eine moderne sogenannte „weiße“ Pädagogik, die Riegler und ihre KollegInnen am Institut EWI vermitteln. 

Dabei spielen die Ausbildungsmodule Didaktik und Entwicklungspsychologie eine wichtige Rolle. Denn auch wenn AssistentInnen im späteren Berufsleben selbst nicht für die Erstellung pädagogischer Konzepte zuständig sind und auch keine Elterngespräche führen dürfen, sei es sehr wichtig, dass sie zugrundeliegende Methoden verstehen und auch selbst in der Arbeit mit Kindern anwenden. „Dem Kind ist erstmal egal, wer vor ihm steht. Es unterscheidet nicht zwischen pädagogischer Fachkraft und Assistenz“, erklärt Riegler. Daher sei es sehr wichtig, dass sich jede Person, die sich im Gruppenraum eines Kindergartens oder Hortes aufhält, mit Pädagogik und Entwicklungspsychologie beschäftigt hat. 

Abläufe im Kindergarten nachvollziehen

Zum einen sei dieses Wissen wichtig, um Strukturen und Maßnahmen, die auf einer modernen Pädagogik basieren, zu verstehen. Denn viele Dinge, die zum Alltag in einem modernen Kindergarten gehörten, würden vielen Außenstehenden zunächst erstmal fremd vorkommen. Zum Beispiel, dass man die Kinder immer wieder einbezieht und sie nach ihrer Meinung und ihren Wünschen fragt. „Indem man ihnen eine Wahl von Möglichkeiten bietet, lernen schon die Kleinsten, was sie überhaupt mögen und was nicht. Das fördert die eigene Interessensbildung und kann ihnen später unter anderem bei der Berufswahl helfen“, erklärt Riegler. 

Unsere beliebte Ausbildung: KindergartenassistentIn und HortassistentIn im E-Learning finden sie hier.

Ein anderes Beispiel sei das Weinen bei der morgendlichen Trennung von den Eltern. „Das kann zwar lästig sein, ist aber im Grunde etwas Gutes und deutet auf eine feste Bindung hin“, sagt die Pädagogin. Daher würde gut ausgebildetes Personal in so einer Situation nie genervt reagieren, sondern achtsam mit dem Kind umgehen, ihm versichern, dass Mama und Papa zurückkommen und ihm vielleicht sogar ein Foto der Eltern zeigen.

Altersgerechte Umgangsformen durch Entwicklungspsychologie

Außerdem sei es sehr wichtig, dass AssistentInnen verstehen, in welcher kognitiven Entwicklungsphase sich die Kinder jeweils befinden. Nur so kann man ihnen altersentsprechende Spielangebote und angemessene Erklärungen auf Fragen anbieten. „Bis Kinder sechs oder sieben Jahre alt sind, sind ihre Synapsen für Logik noch nicht ausgebildet“, sagt Riegler. Das müsse im Umgang mit ihnen beachtet werden. Hintergrundwissen über Entwicklungspsychologie erleichtere es enorm, Kindern Dinge so zu veranschaulichen, dass sie die Imagination anregen und gleichzeitig sachrichtig sind.

Didaktik: Wer mit Kindern basteln will, muss das selbst erstmal erlernen

Ein weiterer wichtiger Punkt im Ausbildungsplan des Institut EWI ist das Thema Didaktik. Denn nicht jeder Erwachsene ist automatisch in der Lage, eine Gruppe von Kindern beim Basteln und Spielen sinnvoll anzuleiten. „In unserem zentralen Ausbildungsmodul über Didaktik lernen angehende KindergartenassistentInnen, die Kinder überhaupt für etwas zu begeistern. Wir vermitteln, wie man in einer gut vorbereiteten Umgebung die Phantasie anregt, Interesse weckt und die Kleinen dazu bringt, eigene Ideen zu entwickeln.“ Dafür lässt Riegler ihre KursteilnehmerInnen selbst mit Schere, Kleber und Papier hantieren oder auch das „Vulkanausbruch-Experiment“ mit Hilfe von roter Lebensmittelfarbe und Brausetabletten ausführen. Schließlich kann man nur weitergeben, was man selbst mal gemacht und ausprobiert hat.

Sicher und gesund durch den Kindergarten-Alltag

Riegler und die anderen TrainerInnen am Institut EWI vermitteln in ihren Kursen außerdem Wissen über gesunde Ernährung und informieren umfassend über Hintergründe, sodass die TeilnehmerInnen bestens auf die Praxis vorbereitet sind. Denn auch wenn AssistentInnen immer mit pädagogischen Fachkräften zusammenarbeiten, ist es wichtig, dass sie sich zum Beispiel genau mit dem Thema Aufsichtspflicht auskennen, um diese nicht zu verletzten. Dafür lernen sie, wie man den Überblick im Raum behält und Gefahrenquellen rechtzeitig erkennt. Auch beim Thema Sicherheit spiele Entwicklungspsychologie eine große Rolle, erklärt Riegler. Denn sie helfe dabei, Kinder genau einzuschätzen und abzuwägen, wem man was in welchem Alter zutrauen könne. 

Damit die angehenden KindergartenassistentInnen richtig reagieren, wenn doch mal etwas passiert, machen Erste Hilfe Maßnahmen und ein Kindernotfallkurs insgesamt 16 Unterrichtseinheiten des Lehrplans aus. „Durch den Erste Hilfekurs wissen unsere TeilnehmerInnen genau Bescheid, was zum Beispiel bei Nasenbluten zu tun ist“, erklärt Riegler. 

Ein Beruf für jedermann? – Diese Voraussetzungen sollten Sie mitbringen

Rein formal braucht es im Prinzip keine Voraussetzungen, um den Lehrgang am Institut EWI zu belegen und nach erfolgreichem Abschluss in einem Kindergarten oder in einem Hort tätig zu werden. Trotzdem sollte man sich vorher gut überlegen, ob einem die Arbeit mit Kindern Freude macht. Wer schnell von einem hohen Lärmpegel genervt ist, ist in einem Gruppenraum, in dem es schon mal lauter zugehen kann, nicht richtig aufgehoben. „Ein gewisses Einfühlungsvermögen, Geduld und Verantwortungsbewusstsein sollte man mitbringen“, erklärt die erfahrene Pädagogin Riegler. Laut AMS Berufslexikon gehören auch physische Ausdauer und psychische Belastbarkeit zu den Anforderungen.

Wenn man diese Grundvoraussetzungen vorweisen kann, spielt die bisherige berufliche Laufbahn keine große Rolle. Riegler unterrichtet oft sehr gemischte Gruppen. Unter den TeilnehmerInnen seien QuereinsteigerInnen aus anderen Branchen, junge Studierende, die durch den Lehrgang mit integriertem Praktikum erstmal Berufserfahrung sammeln möchten aber auch WiedereinsteigerInnen, die bereits eine pädagogische Ausbildung absolviert haben. „Pro Kurs habe ich ungefähr drei oder vier komplett fachfremde Personen, die vorher zum Beispiel als Nageldesignerin oder Kellnerin gearbeitet haben. Daneben sitzen dann manchmal studierte LehrerInnen, die wegen der eigenen Familienplanung oder aus anderen Gründen lange nicht berufstätig waren und mit uns wieder in den Berufsalltag einsteigen möchten“, beschreibt Riegler.  

Kursablauf durch E-Learning nicht beeinträchtigt

Ein Kurs umfasst 216 Stunden und findet über einen Zeitraum von mehreren Wochen täglich von 9 bis 14 Uhr statt. Am Ende der Woche werden in Lernzielkontrollen die Inhalte mündlich und schriftlich zusammengefasst. Außerdem sollten sich die Teilnehmenden am Nachmittag noch zwei Stunden für das Selbststudium einräumen. Denn das Pensum sei schon intensiv, so Riegler.

Seit Beginn der Corona-Krise hat das Institut EWI aus Infektionsschutzgründen auf E-Learning umgesattelt. Drei Kurse hat Riegler von Anfang bis Ende bereits über das Video-Tool Zoom durchgeführt. „An und für sich hat sich an den Kursabläufen durch Corona nicht viel geändert“, meint Riegler. Sogar Gesangsübungen und Gedichtpräsentationen finden im virtuellen Raum statt und auch Referate werden online abgehalten. Täglich gibt es Phasen für Online-Gruppenarbeit. Obwohl die meisten Teilnehmenden sich noch nie persönlich getroffen haben, würden sie sich gegenseitig sehr unterstützen. „Die Menschen, die bei uns Kurse belegen, sind meist sehr engagierte, liebevolle Personen. Das kollegiale Miteinander wird auch online gelebt,“ sagt Riegler. 

Das Praktikum – Eine Vorübung für das spätere Berufsleben

Ein wichtiger Teil der Ausbildung ist ein Praktikum in einem Kindergarten, einem Hort einer Kita oder einer ähnlichen Einrichtung – egal ob öffentlich oder privat. Allerdings hat jedes Bundesland andere Voraussetzungen. Wer später in Wien arbeiten möchte muss lediglich 15-Stunden absolvieren. Das Burgenland setzt dagegen 75 Stunden voraus. Riegler selbst war überrascht, dass es allen engagierten TeilnehmerInnen auch in der Corona-Zeit gelungen sei, einen Platz zu finden. „Die Verantwortung für die Praktikumsplatzsuche liegt bei den Teilnehmenden selbst“, erklärt Riegler, „wir sehen das als eine Art Vorübung für das spätere Berufsleben.“ Das Institut EWI sei in der Branche aber sehr gut vernetzt und steht den Teilnehmenden mit seinen Kontakten auch gerne unterstützend zur Seite. 

Außerdem fertigen alle Teilnehmenden im Laufe des Kurses eine Praktikumsmappe an, die ihnen den Alltag in der Einrichtung erleichtern soll. Darin enthalten sind konkrete Spiel- und Basteleinheiten oder auch Bilderbuchbetrachtungen, die sich auf alle Altersgruppen anwenden lassen. „Wenn die pädagogische Fachkraft beispielsweise ein Elterngespräch hat und fragt, ob man kurz die Gruppe übernehmen kann, hat man mit der selbst erarbeiteten Mappe eine gute Anleitung an der Hand“, sagt Riegler. 

Perspektiven: Ein Beruf mit Zukunft und für die Zukunft 

Laut AMS stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für zertifizierte KindergartenassistentInnen gut. In ganz Österreich bestünde eine hohe Nachfrage nach gut ausgebildetem Personal im Beiche Kinder- und Jugendbetreuung. Grund dafür sei zum einen die Kindergartenpflicht für 5-Jährige, die bald vielleicht auch schon für 4-Jährige gelten soll. Dazu komme, dass in immer mehr Familien beide Elternteile berufstätig seien und sich Ganztagskindergärten daher immer größerer Beliebtheit erfreuten. Wer sich für die Tätigkeit entscheidet, kann laut AMS mit einem Einstiegsgehalt von bis zu 1.890 Euro rechnen. 

Franzsika Riegler weiß, dass für die Betreuung von 20 Kindern je eine ausgebildete Fachkraft und eine KindergartenassistentIn benötigt werden. Je nach Bundesland variiere der Schlüssel etwas. Von ihren AbsolventInnen höre sie überwiegend positive Dinge. Die meisten würden nach Abschluss des Kurses problemlos eine Anstellung finden oder sogar direkt von den Praktikumseinrichtungen übernommen werden. Das Institut EWI unterstütz auch beim Bewerbungsprozess. Denn ein ordentliches Bewerbungsschreiben und ein zeitgemäßer Lebenslauf sind für den Erfolg essentiell. „Auf Anfrage schaue ich mir gerne Bewerbungen an und helfe“, verspricht Riegler. 

Für viele sei die Assistenztätigkeit ein Einstieg in die Branche. Einige würden sich anschließend durch andere Kurzausbildungen weiter qualifizieren und spezialisieren, um so in ihrer jeweiligen Einrichtung mehr Verantwortung zu übernehmen. Einige würden sich nach dem Reinschnuppern auch für ein pädagogisches Studium entscheiden. Riegler kann das gut nachvollziehen: „Es ist einfach eine schöne Aufgabe, die Menschen, die in Zukunft unsere Welt gestalten, ein Stück lang zu belgeiten.“

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